Emsstau vernichtet zahlreiche Vogelbruten

NABU kritisiert Gelegeverluste durch Schiffsüberführung

Zahlreiche Grauganseier liegen im Spülsaum in der Nähe der Emsinsel Hatzumersand

Ende März wurde das Kreuzfahrtschiff „Disney Wish“ von Papenburg nach Eemshaven überführt. Der dafür nötige Emsaufstau hat jedoch zu zahlreichen Gelegeverlusten bei der örtlichen Vogelpopulation geführt, wie ehrenamtliche Vogelbeobachter feststellen mussten. So wurden am vergangenen Wochenende an einem 10 m langen Abschnitt des Emsufers bei Hatzumersand alleine bei einer schnellen Überprüfung über 200 in die Ems gespülte Gänseier gefunden. „Bei ca. 1.300 bekannten Gänsenestern zwischen Weener und Emssperrwerk müssen wir mit tausenden ertrunkenen Gelegen rechnen.“, zeigt sich Ihno Völker vom NABU Leer betroffen.

Ein Winterstau der Ems zur Schiffsüberführung ist zwar bis Ende März erlaubt, jedoch müssen dabei die Naturschäden so gering wie möglich gehalten werden. Zudem gilt das Tötungsverbot von Wildtieren aus dem Bundesnaturschutzgesetz. „Hier wurde auf den letzten Drücker mit maximal möglicher Aufstauhöhe noch schnell ein Schiff überführt, im wahrsten Sinne des Wortes, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir müssen von mehreren tausend verlorenen Küken ausgehen. Dies betrifft vor allem Gänse, Enten und Kiebitze.“, erläutert Völker. „Während der Brutzeit hätten Vorkehrungen getroffen werden müssen, damit keine Vögel in den gefährdeten Bereichen brüten. Mit den bekannten Gelegen hätte diese Überführung so nicht genehmigt werden dürfen“, so der Naturschützer. „Wir fordern, dass in Zukunft der Artenschutz berücksichtigt und damit deutlich mehr Rücksicht auf die Tiere genommen wird.“

Eine Vereinbarung im Rahmen des Masterplan Ems ermöglicht der Meyerwerft vom 16.07. bis 31.03. eines jeden Jahres einen Winteraufstau bis 2,70 NHN (Normalhöhennull). In diesem Fall wurde für die Überführung mehr als 40 Stunden über + 2,00 m HNH angestaut und eine Überführung am 30.03.2022 mit 2,72 ü. NHN (Pegel Terborg) durchgeführt.

Doch offenbar wären die Gelege auf der Insel auch ohne künstliche Aufstauung nicht zu retten gewesen. Zu dem Schluss kommt der NLWKN nach Informationen des NDR in Niedersachsen.

Denn laut Dirk Post, dem Leiter des NLWKN in Aurich, waren die Pegelstände des Flusses auch in der ersten Aprilwoche - also deutlich nach der Emsüberführung - so hoch, dass die Insel Hatzumer Sand noch viermal komplett überflutet wurde. Spätestens dann also wären ihm zufolge die Eier weggespült worden. In einem Punkt sind sich Behörde und Naturschützende jedoch einig: Wegen des guten Wetters im März haben die Gänse ungewöhnlich früh ihre Eier gelegt. Das eher schlechte Wetter in der ersten Aprilwoche sorgte dann für das Hochwasser. Wann genau die Eier weggespült wurden, lasse sich so nicht mehr nachvollziehen.